Seit einem Jahr steht die Zeit still. Für manche der perfekte Augenblick, sich endlich Zeit für sich selbst zu nehmen und die Ruhe zu geniessen. Dennoch gelingt es vielen nicht, die innere Zufriedenheit zu erlangen. Im Gegenteil: Wir fühlen uns in Zeiten der Corona-Pandemie gestresster als zuvor. Wir fürchten um den Job oder die Gesundheit und vermissen das Treffen mit Freunden und der Familie. Auch sportliche Aktivitäten und Freizeitangebote stehen still und damit hat sich der Ausgleich zum beruflichen Alltag massiv eingeschränkt.
Es ist aber gerade der Ausgleich, der uns glücklich macht – der Ausgleich zwischen Stress und Erholung, zwischen Arbeit und Freizeit, zwischen Anspannung und Entspannung. Überwiegt eines von beidem, erzeugt dies innere Unzufriedenheit. Denn der Mensch sehnt sich nicht nur nach Auszeit und Ruhe, sondern auch nach Herausforderungen und neuen Aufgaben. Er strebt ein Gleichgewicht an, in dem sich beide die Waage halten.
Ein Leben ohne Herausforderungen ist ziemlich langweilig und frustrierend, denn durch das Meistern von schwierigen Aufgaben oder Situationen wächst man über sich hinaus. Das motiviert und erfüllt. Stress ist also nicht nur negativ, sondern bringt auch positive Eigenschaften mit. Denn er steigert die Konzentration und erhöht die Leistungsfähigkeit, was in vielen Lebenssituationen ein Schutzmechanismus und essentiell fürs Überleben ist. Das liegt an den Hormonen wie Adrenalin und Cortisol, die dafür sorgen, dass das Gehirn und die Muskulatur in stressigen Situationen über genügend Energie verfügen. Damit jedoch nicht unnötig Energie verschleudert wird, werden dabei Körperfunktionen wie zum Beispiel die Verdauung oder das Immunsystem heruntergefahren. Nach einer Stresssituation werden Glückshormone ausgeschüttet, die ein wohliges Gefühl verbreiten und dabei helfen die Stresshormone abzubauen, damit alle Körperfunktionen wieder normal ablaufen können. Stress wirkt sich also nur positiv aus, wenn dieser natürliche Vorgang von kurzer Aktivierung und folgender Regenerierung stattfinden kann. Bei übermässiger Beanspruchung hält der Stress über längere Zeit an und versetzt den Körper in eine Daueralarmbereitschaft, was langfristig zur Erschöpfung und gesundheitlichen Problemen führen kann. Demzufolge ist Stress nur dann gesund, wenn wir uns zwischendurch Pausen gönnen. Auch ein intensives Training bedeutet Stress, weshalb die Erholung danach sehr wichtig ist. Je intensiver das Training umso länger sollte die Pause sein, damit ein inneres Gleichgewicht hergestellt werden kann.
Weder zu viel Ruhe noch zu viel Stress erfüllt uns. Daher sollten wir uns immer wieder die Chance geben, uns durch Herausforderungen beweisen zu können, aber auch die Möglichkeit uns wieder davon zu erholen. Schenken wir uns genügend Pausen nach einer Anstrengung, sind wir für die nächste Herausforderung bereit und voller neuer Energie und Tatendrang.
Alia Iglesias
Fitness Instruktorin AuraVita